Reisen und Schreiben gehören zusammen wie ein altes Ehepaar

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Wenn eine eine Reise tut, dann will sie doch auch was erzählen. Deshalb gehört das Aufschreiben der Erlebnisse für viele fix zum Reisen und Urlaub machen dazu. Ein Reisetagebuch zu führen hat viele Vorteile – und es gibt viele Varianten, über seine Urlaubseindrücke zu schreiben. Ich zeige euch hier ein paar Möglichkeiten und auch Gründe, warum ihr in diesem Urlaub unbedingt mitschreiben sollt. Los geht’s!

Denn Reisen und Schreiben gehören irgendwie zusammen. Wie ein altes Ehepaar. Es ist vielleicht manchmal nervig, aber meistens sehr schön und vor allem: Es zahlt sich aus, wenn man durchhält und am Ende einen authentischen Reisebericht in Händen hält.

Wann ist die beste Zeit zu schreiben? Morgens, abends oder ganz einfach: im Urlaub. Das habe ich schon in einem früheren Blogartikel erwähnt: Jetzt ist Zeit!

1. ALLTÄGLICH ANDERS: Im Urlaub ist die beste Zeit, um mit dem Tagebuch schreiben zu beginnen. Wann, wenn nicht jetzt? Das Tagebuch ist eine der ältesten schriftlichen Ausdrucksformen, Vorläufer davon gab es schon in der Antike, etwa in Form von Tontafelkalendern aus dem sechsten Jahrhundert, auf denen Marktpreise, Wasserstände Wetterverhältnisse und andere alltägliche Dinge notiert wurden.

Und genau das kann man auch im Urlaub machen. Welches Wetter ist heute? Was gab es zu essen? Wie viel kostet hier ein Brot, eine Pizza, eine Schüssel Reis etc.? Welche Strecke haben wir zurückgelegt. Es müssen keine literarischen Abhandlungen sein, weil schon allein die Fakten interessant sind.

 

2. AUFs und ABs: Natürlich muss ein Tagebuch nicht bei den Fakten allein bleiben. Tagebücher sind auch dazu da, Emotionen festzuhalten oder loszuwerden. Glück und Ärger liegen auch im Urlaub eng beisammen. Das kann ganz banal sein:

„In der vollen Gluthitze warten wir auf das Einschiffen. Chaos ist nur ein Hilfsausdruck. Rückwärts bergab müssen wir in den Bauch des Schiffes fahren. Seitenspiegel an Mauer. Die Kabine 8052 ist klein, aber gut. Essen und trinken an Board ist völlig überteuert. Umso schöner der Sonnenuntergang.“

Ich lese das und sofort bin ich wieder da, 2015, auf der Fähre von Patras nach Ancona. Dank meines Reisetagebuchs fühlt es sich an als wäre es gestern gewesen.

 

3.  MIT ALLEN SINNEN: Reisen sind sinnliche Erlebnisse. Fremde Gerüche, Essen, das man so noch nicht gekostet hat, ungewöhnliche Geräusche und Musik, intensive Farben …Das alles lohnt sich, aufgeschrieben zu werden. Und es hilft später beim Erinnern.

Beim biografischen Schreiben nutzt man auch die Sinne, um Erinnerungen hervorzukitzeln. Eine starke „Macht“ geht zum Beispiel vom Geruchssinn aus, aber auch alle anderen Sinne (Musik hören, Fotos oder Filme anschauen, eine bestimmte Textur fühlen, ein Gericht von früher schmecken) sind in der Lage, Erinnerungen zu wecken.

Schreibidee süß-sauer

Probiert es doch gleich selbst aus: Wer später eine gute Reisegeschichte schreiben will, profitiert vom Festhalten der Sinneseindrücke. Man kann sich aber auch ganz bewusst seine Sinneswahrnehmung schärfen mit folgender launiger Schreibübung:
Dabei sucht ihr zehn Begriffe aus eurem Urlaub, von eurer Reise. Das können Wörter aus dem Reisetagebuch sein – oder solche, die euch in den Sinn kommen, wenn ihr an den Urlaub zurückdenkt. Dann braucht ihr noch einen Würfel, Zettel, Stift und eine Stoppuhr.

Für jeden Begriff wird gewürfelt. Und dann schreibt ihr eine Minute lang – je nach gewürfelter Augenzahl – zu folgender Frage: Wie …

1 schmeckt …?

2 riecht …?

3 klingt …?

4 fühlt sich … an?

5 schaut … aus?

6 Joker (Ihr könnt einen der Sinne auswählen)

Also: Wie klingt Erdbeereis? Wie schmeckt die Sonne? Wie riecht der Tauchgang im Meer?

Jeweils eine Minute pro Begriff. Nach zehn Minuten und zehn Begriffen sind eure Sinne geschärft.

4 AUTOBIOGRAFISCH: Ein Reisebericht ist die kleine Schwester der Autobiografie, heißt es im Skriptum für Biografisches Schreiben der „Schule des Schreibens“ in Hamburg. Er beschreibt nicht nur einen Teil des Lebens der Verfasserin oder des Verfassers, sondern auch einschneidende Erfahrungen, die man auf Reisen eben macht und die einen reifen lassen. In den Biografie-Büchern, die ich im Auftrag für andere schreibe, ist immer auch von Reisen und Urlauben die Rede. Sie sind oft die I-Tüpfelchen im Leben und sagen viel über den Menschen aus. Reist er immer an den gleichen Ort? Sucht sie das Abenteuer? Ist Action angesagt, Kultur oder reicht eine Liege am Strand und ein gutes Buch?

Ein Reisetagebuch kann deshalb auch ein guter Anhaltspunkt sein, wenn ihr irgendwann eure Autobiografie schreiben wollt.

5. ABGEDRUCKT: Zahlreiche Literaten, Abenteurer und Schriftstellerinnen haben über ihre Reisen geschrieben und ihre Geschichten veröffentlicht. Im „Buch des Reisens“ von Rainer Wieland findet man auf fast 500 Seiten viele spannende, abenteuerliche, lustige Reiseberichte von der Antike bis heute. Mark Twain reiste beispielsweise 1866 für eine kalifornische Tageszeitung nach Hawaii und schrieb für die Leser*innen „Briefe aus Hawaii“, die bereits jenen ironiscb-satirischen Ton haben, für den der Schriftsteller berühmt wurde.

Eine Kostprobe: „Honolulu, März 1866. Heute bin ich wahrscheinlich der empfindlichste Mann im ganzen Königreich – insbesondere, wenn ich offiziell gebeten werden, mich zu setzen. Ich bin seit fünf Uhr am Nachmittag fünfzehn bis zwanzig Meilen geritten, und, um die Wahrheit zu sagen, die Empfindlichkeit dauert an, selbst wenn ich mich privat setze. Ich bin einer der schlechtesten Reiter auf Erden und steige nie in den Sattel ohne die düstere Vorahnung, dass ich zu jener letzten unerforschlichen Reise aufbreche, die jeder von uns früher oder später antreten muss, und ich kehre nie von einem Ausritt zurück, ohne noch zwei oder drei Tage danach an meinen Allerwertesten denken zu müssen. Dieses so überaus vertraute, andächtige Gefühl überkam mich, als ich mich vor fünf Minuten hier niederließ.“

Man muss aber kein*e Literat*in sein, um seine Reise-Erinnerungen abzudrucken. Es reicht, seine Tagebuch-Einträge abzutippen und dem Fotobuch vom Urlaub als Textseiten hinzuzufügen. Das ist die perfekte Ergänzung und bringt euch Jahre später ganz schnell wieder zurück an den schönen Urlaubsort.

Viel Spaß beim Reisen und Schreiben und einen schönen Sommer!

Mehr über mich, meine Leben und meinen Werdegang findet ihr hier!

Ich bin aber auch sehr neugierig. Was fasziniert euch am Schreiben? Habt ihr das biografische Schreiben schon ausprobiert? Was sind die süß-sauren Momente in eurem Leben? Und wer weiß ein gutes Rezept für Ribiselkuchen? 😉

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Bryon

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