Jetzt ist Zeit! 5 Möglichkeiten, um mit dem Schreiben zu beginnen

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Ihr habt keine Zeit fürs Schreiben? Ich auch nicht. Und trotzdem passiert es immer wieder, dass ich zu Stift und Notizbuch greife und drauflosschreibe. Nicht beruflich, da schreibe ich sowieso dauernd. Es geht um ganz private Dinge, meine Ideen und Träume, Erinnerungen, Pläne und Wünsche – oft sind es auch Listen oder kleine Gedichte. Einfach so.  

Wann und wo schreibe ich? Gleich in der Früh, noch im Bett liegend, im Urlaub, in Schreib-Workshops, draußen in der Natur, im Kaffeehaus, nur selten am Abend. Wann einen die Muse küsst oder man Lust auf Schreibereien hat, kann man nicht immer planen. Was hilft, ist eine gewisse Regelmäßigkeit – vor allem am Beginn. Das schafft Routine und Vertrauen ins Tun.

Genauso wie Barbara Pachl-Eberhart (Federleicht. Die kreative Schreibwerkstatt) halte ich aber nichts davon, sich Schreibzeiten im Kalender einzutragen. Schreib-Rituale dürfen auch Pause machen – und sie dürfen sich verändern. Keine*r muss sich entschuldigen, wenn es einfach gerade nicht passt. Verspürt man aber Lust aufs Schreiben, sollte man sich nicht davon abhalten lassen – weder von der Zeit (10 Minuten sind besser als nichts), noch von dem Gedanken „Ich habe es aber schon so lange nicht mehr gemacht“.

Jetzt ist Zeit! Hier habe ich ein paar Ideen, wann und wo ihr mit dem Schreiben beginnen könnt.

1. Gleich in der Früh

Das ist für manche echt hart, aber vielleicht trotzdem einen Versuch wert. Gleich nach dem Aufwachen schreibt ihr drauflos. Ohne Pause und Absetzen wie beim Automatischen Schreiben (siehe Blog-Beitrag über das Schreibvirus). Die Methode der Morning Pages hat Julia Cameron in ihrem Buch „Der Weg des Künstlers“ bekannt gemacht. Sie empfiehlt drei A4-Seiten vollzuschreiben. Ich nehme mir meistens zehn bis 15 Minuten Zeit – stelle dafür den Wecker einfach ein bisschen früher – und bleibe zum Schreiben im Bett. Deshalb auch mein Tipp: Schreibzeug auf dem Nachtkastl bereitlegen.

Die Themen auf den Morgenseiten reichen von der To-do-Liste für den Tag bis zu Sinnfragen, Ängste und Sorgen, Pläne und manchmal ist auch noch ein Traum im Kopf, den ich aufschreibe. Alles ist erlaubt, Rechtschreibregeln und Satzzeichen sind unwichtig.

Laut Julia Cameron setzt das Schreiben der Morgenseiten Kreativität frei und es macht produktiver. Die Gedanken haben einen Platz auf diesen Seiten und müssen nicht mehr den ganzen Tag im Kopf herumspuken. Interessant ist für mich auch, welche Ideen man zu Tage fördert, wenn der Geist noch im Halbschlaf ist. Zum Beispiel: Ich muss einen Blog schreiben!

Auf Camerons Morgenseiten schreiben wir einfach drauflos – ohne Vorgabe. Eine Variante davon kann aber sein, sich jeden Tag eine neue Frage zu stellen und darüber zu schreiben. Die Fragen findet ihr zum Beispiel in den Büchern: Max Frisch „Fragebogen“ (Suhrkamp-Verlag) oder bei Peter Fischli und David Weiss „Findet mich das Glück?“ (Verlag der Buchhandlung Walther König). Das sind keine alltäglichen Fragen, aber Anregungen für das Gehirn, um die Ecke zu denken.

2. In der Natur

Spazierengehen ist in Mode. Die ganze Welt scheint auf den Beinen zu sein, und vielleicht hat die eine oder andere schon genug davon. Aber wenn nicht, dann nehmt doch das nächste Mal ein Notizbuch und einen Stift mit. Ich suche mir manchmal ein schönes Platzerl in der Natur und schreibe drauflos. Das können Pläne sein oder auch Erinnerungen, neue Ideen und alte Geschichten. Das einzige, was zählt ist mit dem Schreiben zu beginnen. Oft kommen die Ideen während des Schreibens und die Stimmung verändert sich. Die frische Luft und das Grün der Natur tragen garantiert dazu bei.

3. Im Urlaub

Schreibt ihr Reisetagebuch? Ich habe auf allen großen Reisen geschrieben – manchmal in ein eigens mitgebrachtes Büchlein, manchmal habe ich die Texte ins Handy getippt (zugegeben, das war etwas mühsam). Im Urlaub zu schreiben, macht besonders viel Freude und es hilft, die vielen Eindrücke zu verarbeiten. Wie soll man sich sonst nach Wochen oder Monaten noch an den Geschmack des Linsen-Dals in Mumbai erinnern oder an die Farben der Küste Südschwedens. Im Urlaub fällt es uns leicht, mit allen Sinnen zu schreiben. Für später hilft es dabei, die Reise-Erinnerungen wieder hervorzuholen, um sie zu verarbeiten. Tagebuchtext + Fotos ergeben ein tolles Urlaubs-Buch.

4. In der Gruppe

Wer schon einmal in einem Schreib-Workshop war, weiß, wie inspirierend die Gruppe sein kann. Man schreibt, liest manches auch vor, redet darüber – das wiederum inspiriert zu neuen Texten. Die Erinnerungen an das eigene Leben sind zudem ein guter Einstieg fürs Schreiben. Das biografische Schreiben mit seinen kreativen Methoden eignet sich sowohl für Einsteigerinnen als auch für Fortgeschrittene, um in den berühmten Schreibfluss zu kommen. Ich habe keine Zeit, ist dann keine Ausrede mehr. Die Schreib-Zeit wurde schließlich gebucht und sollte jetzt auch genutzt werden.

Genau das schätzen auch die Teilnehmer:innen der beiden Clubs: Im Club der freudigen Biograf:innen schreiben wir Geschichten aus dem Leben, biografische Texte. Im Schreibclub23 dagegen wird fürs Business geschrieben – die Freude kommt aber auch hier nicht zu kurz 🙂 

5. Am Abend

Am Ende des Tages könnt ist die richtige Zeit, um zurückzuschauen. Tagebücher werden oft abends geschrieben. In den vergangenen Jahren hat sich die Form des Dankbarkeits-Tagebuchs etabliert. Studien zeigen, dass Dankbarkeit die Lebensfreude erhöht und den Stress verringert, man blickt optimistischer aufs Leben und tut damit auch seinem Körper viel Gutes. Es ist aber natürlich kein Allheilmittel und kein Ersatz für eine Therapie. Es geht darum, den Blick auf die positiven Dinge des Lebens zu schärfen.

Schreibidee süß-sauer: Tagebuch-Variationen

Dankbarkeitstagebuch: Die Methode ist ganz einfach: Schreibt 3 bis 5 Dinge auf, für die ihr dankbar seid. Das kann das Lächeln einer Kollegin sein genauso wie der Kaffee am Morgen oder der Sonnenschein.

Eine Variante davon ist ein Held*innen-Tagebuch: Darin werden alle Held*innen-Taten des Tages festgehalten. Das reicht von „Fenster geputzt“ bis „einer alten Person über die Straße geholfen“, von „Vokabeln geprüft“ bis „Vortrag gehalten“, von „einer Spinne die Freiheit geschenkt“ bis „dem Kollegen eine Arbeit abgenommen“. Auch dabei geht es um den klaren Blick auf die positiven und held*innenhaften Dinge im Leben, die man sonst allzu schnell wieder vergisst.

Mehr über mich, meine Leben und meinen Werdegang findet ihr hier!

Ich bin aber auch sehr neugierig. Was fasziniert euch am Schreiben? Habt ihr das biografische Schreiben schon ausprobiert? Was sind die süß-sauren Momente in eurem Leben? Und wer weiß ein gutes Rezept für Ribiselkuchen? 😉

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