Wilde wunderbare Kindheit – das hilft uns beim Schreiben auf die Sprünge

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„Man verliert nichts. Die Kindheit, die Jugend ist immer noch in mir. Ich fühle sie jeden Tag.“ Das sagt Yoko Ono in einem Film – mitten in der Ausstellung „Wilde Kindheit“ im Lentos Linz. Und Musikerin Patti Smith erzählt über den Helden ihrer Kindheit, Peter Pan. Genau wie er wollte sie nicht erwachsen werden – bis heute. Ob erwachsen oder noch immer Kind – über die wilde, unbeschwerte, aber auch über eine schwierige Kindheit lässt sich viel schreiben. Ich zeige euch mehrere Schreib-Übungen, die euch auf die Sprünge helfen.

„Das habe ich noch nie versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“ Dieser Ausspruch stammt von Pippi Langstrumpf, die Heldin meiner Kindheit – und bis heute. Ein Teil der Ausstellung im Lentos widmet sich auch dem Neugierig-Sein. Ein Privileg der Kindheit? Hoffentlich nicht. Allerdings ist es nicht mehr so einfach, sich den neugierigen und wachen Blick zu bewahren. Da fällt mir eine kleine Schreib-Übung ein:

Schreibidee süß-sauer: Glückskurve

  • Zeichne eine Kurve (nach oben für positive Stimmung, nach unten für negative) der vergangenen Woche, des Monats, des Jahres.
  • Dann die Glücksmomente einzeichnen – vielleicht mit einem Glückssymbol
  • Picke einen dieser Glücksmomente heraus und schreibe darüber: Was ist passiert? Wer war beteiligt? Welches Gefühl hattest du? Erinnert es dich an ein Gefühl der Kindheit?

Ein weiteres Video in der Ausstellung – „Josef im Wonderland“ – , in dem ein kleiner Bub verträumt und selbstvergessen herumläuft und in Wasserlacken hineinstapft, weckt bei mir schon die ersten Erinnerungen. Nach einem Sommerregen stand bei uns immer das Wasser auf dem Parkplatz. Wahrscheinlich war der Kanal verstopft, aber das habe ich damals nicht hinterfragt. Für uns Kinder bedeutete das nämlich: Swimmingpool vor der Haustüre. Das Wasser war warm, aufgewärmt vom heißen Asphalt. Wahrscheinlich war es auch dreckig, aber daran kann ich mich nicht erinnern. Wir haben einfach die Badehose angezogen und sind hineingesprungen in unser Pop-up-Pool. Das war eine Riesengaudi und bis heute spüre ich das warme Wasser.

Das Schreiben über die Kindheit fällt vielen leicht. Es gibt viele Erinnerungen, die etwa ab dem 4. Lebensjahr beginnen. Vorher spricht die Wissenschaft von einer Kindheitsamnesie. Die meisten von uns können sich also erst an jene Ereignisse erinnern, die im Kindergartenalter stattgefunden haben. Es gibt aber auch Ausnahmen – das habe ich in meinen Schreibseminaren manchmal erlebt. Manche haben sehr frühe Erinnerungen. Und natürlich kennt man viele Geschichten aus Erzählungen der Eltern und von Fotos und Super-8-Filmen, die Bilder im Kopf entstehen lassen.

Mit folgenden Übungen kannst du deinen Erinnerungen auf die Sprünge helfen:

Schreibidee süß-sauer: ABCdarium

Erstelle ein ABCdarium zum Thema „Meine Kindheit“. Dabei schreibst du die Buchstaben des Alphabets von oben nach unten an die linke Seite eines A-4-Blatts. Zu jedem Buchstaben schreibst du ein oder mehrere Wörter dazu, die dich an deine Kindheit erinnern. Denk dabei auch an Gerüche, Farben, Menschen, Gebäude, Erlebnisse …

Die dadurch gefundenen Worte dienen als Stichwortsammlung und Inspiration für einen Text. 

Info: ABCdarien sind auch als lyrische Spielform bekannt und schon seit der Antike beliebt. Dabei geht es um Texte, deren Wörter mit der Reihenfolge des Alphabets spielen.

Schreibidee süß-sauer: Kindheitsorte

Die Straße meiner Kindheit: Entweder verwendest du das ABCdarium als Stichwortsammlung – oder du schreibst einfach darauf los. Denke an die Straße oder einen anderen Lieblingsort aus der Kindheit. Wie sah es dort aus? Wie hat es gerochen? Wer war dabei? Was hast du dort erlebt?

Du wirst sehen, es tauchen Bilder im Kopf auf, die du nur beschreiben musst. Oder umgekehrt: Das Schreiben lässt Bilder entstehen.

Wilde Kindheit heißt die Ausstellung im Lentos. Da stellt sich die Frage: Was war wild in unserer Kindheit? Ich erinnere mich an Räuber-und-Gendarm-Spiele, an Banden und an Mostbirnen-Schlachten über den Bach hinweg. Herüben wir Hofmannstraßler, drüben die Biesenfeld-Kinder. Die Birnbäume standen allerdings auf unserer Seite. Über lustige Begebenheiten wie diese, lässt sich gut dichten.

 

Ein Bach und die Steine
Und dann diese Schweine
Sie schossen mit Birndln
auf uns brave Dirndln
Doch trafen sie keine

Schreibidee süß-sauer: Limerick

DICHTEN: Probier‘ doch auch mal einen Limerick zum Thema „Wilde Kindheit“. Das ist meist ein lustiges Gedicht in fünf Zeilen.
Der Reim folgt immer dem Schema aa bb a (siehe Beispiel oben).

Ein weiterer Ausstellungsbereich (alle kann ich hier gar nicht bearbeiten) hat mich ebenfalls inspiriert. Es geht um Disziplin und Regeln. Hier sieht man ein Video mit „Sprüchen fürs Leben“, die wir alle kennen. Hier eine kleine Auswahl, bestimmt fallen euch dann noch viele andere ein.

Wer schön sein will, muss leiden.

Die Noten der anderen interessieren mich nicht.

Was sollen denn die Leute denken?

Treib es nicht zu bunt!

Warte mal, bis du groß bist.

Wenn Erwachsene reden, hast du still zu sein.

Nimm dir ein Beispiel an deiner Schwester.

Gib mir das gute Händchen.

Interessant ist außerdem die Frage: Wie viele davon verwenden wir für unsere Kinder?

Ich freue mich auf euer Feedback. 

Mehr über mich, meine Leben und meinen Werdegang findet ihr hier!

Ich bin aber auch sehr neugierig. Was fasziniert euch am Schreiben? Habt ihr das biografische Schreiben schon ausprobiert? Was sind die süß-sauren Momente in eurem Leben? Und wer weiß ein gutes Rezept für Ribiselkuchen? 😉

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