Kurz, knackig, kraftvoll: 11 Gründe, warum ich Elfchen so supercool finde

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Es ist der Klassiker jedes Schreibworkshops, der Fixstern am kreativen Schreib-Himmel: das Elfchen. Ich habe es vor sechs Jahren kennen und lieben gelernt – bei meiner Ausbildung zur Seminarleiterin für biografisches Schreiben in Berlin. Davor war Dichten ein rotes Tuch für mich. Als seriöse Journalistin macht man das einfach nicht. 

So kann man sich täuschen. Ich zeige euch hier, wie man ein Elfchen schreibt, es gibt jede Menge Beispiele und meine elf Gründe fürs Elfchen. Wahrscheinlich gibt es noch viel mehr.

Ich habe auch mein Büchlein wieder gefunden, dass ich damals in Berlin dabeihatte. Es ist vollgekritzelt mit Elfchen wie diesen:

Ein paar Beispiele aus Berlin

Spätkauf

Und Kuchenparadies

DDR lässt grüßen

Menschen muss man mögen

Berlin

Abgefuckt

und modern

Genuss und Geschichte

Zigaretten drehen sie selbst

Berliner

Berlin

Menschen teilen

Bücher und Geschichte

Kuchen schafft wohlige Wärme

Jut!

Da kann man schon erahnen, was mich damals beeindruckt hat. Und das bei einem Text mit nur elf Wörtern. Einfach genial.

Seither vergeht jedenfalls kein Schreibworkshop, den ich halte, bei dem nicht mindestens ein Elfchen zur Welt kommen darf. Und die meisten Seminarteilnehmer*innen mögen es sehr, sind sogar verzückt und berührt von der Kraft der wenigen Worte.

Anleitung für das erste Elfchen

Es ist eine der kürzesten Gedichtformen und besteht – wie der Name schon sagt – aus elf Wörtern. Diese sind in einer besonderen Reihenfolge angeordnet:

1. Zeile: ein Wort – das ist eine Art Titel

2. Zeile: zwei Wörter – Beschreibung des Themas

3. Zeile: drei Wörter – nähere Erläuterung

4. Zeile: vier Wörter – weitere Erläuterung

5. Zeile: ein Wort – ein Fazit, ein Adjektiv oder ein Ausruf

Mehr Vorgaben gibt es gar nicht. Es muss sich jedenfalls nicht reimen. Besonders lebendig wird das Elfchen, wenn man nicht nur Hauptwörter aneinanderreiht, sondern auch Verben einbaut.

In meinen Schreibworkshops verwende ich das Elfchen oft als Einstieg, zum Warmschreiben sozusagen, aber auch am Ende, weil man damit seine Gedanken noch einmal auf den Punkt bringen kann.

Probiert es einfach aus. Die Übung bringt Routine ins Elfchen Schreiben. Richtig oder falsch gibt es hier nicht – auch wenn es mal ein Zwölfchen wird. 

Elf Gründe fürs Elfchen

Das sind meine elf Gründe, warum ich das Elfchen so sehr mag.

1. Es ist so kurz, knackig und knapp und kann dennoch so viel aussagen. In den Schreibworkshops entstehen oft zuerst längere Texte, das Elfchen soll alles noch einmal zusammenfassen. Beim Vorlesen staunen dann die Teilnehmer*innen (und ich) oft nicht schlecht, was sie mit elf Wörtern transportieren können.

2. Das Schreiben geht voll schnell und das mag ixh. Ich brauche nur wenige Minuten, schon ist wieder ein Elfchen fertig.

3. Es zwingt mich dazu, den Kern meiner Geschichte zu finden und die passenden Wörter dafür zu finden.

4. Es eignet sich sehr gut für Geburtstags- oder Weihnachtskarten. Das Elfchen ist also ideal als Geschenktext, in meinen Geschenke-Workshops leite ich euch dazu an.

5. Ich kann nicht schreiben, das denken viele. Stimmt nicht. Mit einem Elfchen lässt sich das ganz schnell beweisen. Das kann jeder und jede. Außerdem ist diese Schreibaufgabe ganz schnell erklärt.

6. Es geht auch um die äußeren Werte. Ich finde Elfchen sehr hübsch. Egal, ob linksbündig oder in der zentrierten Tannenbaumform – ein Elfchen ist sehr nett anzusehen.

7. Mit dem Elfchen hat meine Freude am Dichten begonnen, damals in der Ausbildung. Es handelt sich um absichtslose und unperfekte Dichtkunst, die ich betreibe. Einfach nur zum Spaß. Wahrscheinlich mag ich es deshalb so gern.

8. Das Elfchen werde ich immer mit Berlin in Verbindung bringen, weil ich es hier gelernt habe. Und ich mag Berlin – arm, aber sexy. Es ist also eine positive Erinnerung, die mit jedem Elfchen mitschwingt.

9. Klein und fein. Man kann das Elfchen überall hinkritzeln, es braucht kaum Platz. Ein kleines Schreibheft habe ich sowieso immer dabei und auch das Tagebuch ist ein guter Platz für Schreibexperimente aller Art.

10. Es muss gar nicht perfekt sein und ist dennoch ein Elfchen. In einem Leben voll von Perfektionismus tut das richtig gut.

11. Elfchen zu schreiben wird nie fad. Mir fällt kein Thema ein, dass sich nicht eignen würde. Wie schon Mark Twain sagte: Schreiben ist leicht, man muss nur die falschen Wörter weglassen.

Poesie

In Kürze

Die essentiell ist

Und zum Denken anregt

Elfchen

Mehr über mich, meine Leben und meinen Werdegang findet ihr hier!

Ich bin aber auch sehr neugierig. Was fasziniert euch am Schreiben? Habt ihr das biografische Schreiben schon ausprobiert? Was sind die süß-sauren Momente in eurem Leben? Und wer weiß ein gutes Rezept für Ribiselkuchen? 😉

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