Mit dem Schreibvirus angesteckt: 5 Ideen, wie wir die Corona-Zeit fürs biografische Schreiben nutzen

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Was ist in diesem Jahr alles passiert? Und was dachten wir im März 2020, was auf uns zukommt? Bestimmt nicht das, was es bis jetzt geworden ist: 14 Monate Corona-Pandemie. Und keiner weiß, was noch kommt.

Sicher ist aber: Dieses kleine gemeine Virus und seine Auswirkungen sind fixer Bestandteil unserer Biografien. Wenn wir also irgendwann unsere Lebensgeschichten erzählen oder auch aufschreiben, wird es seinen Platz haben und mit ihm all die Erinnerungen an Lockdown, Nasenbohrer-Test, Impfung mit und ohne Nebenwirkungen, Distance Learning und Masken im Gesicht. Vielleicht erinnern wir uns aber auch an die Freude, als die Gasthäuser wieder aufgesperrt haben, an verstohlene Umarmungen und an das Wiedersehen mit Familie und Freunden nach dem Lockdown.

Wie man sich am besten vom Schreibvirus anstecken lässt, zeigen die 5 Ideen fürs biografische Schreiben:

1. Tagebuch schreiben

Habt ihr auch ein Corona-Tagebuch geführt? Ich habe es getan, gemeinsam mit meiner Familie. Begonnen haben wir, als in Österreich im März die Ausgangsbeschränkungen verhängt wurden und wir plötzlich alle zu Hause waren. Rund um die Uhr. Jeden Abend ließen wir den Corona-Tag Revue passieren, schrieben wichtige Stichpunkte auf, vergaben Noten für die Stimmung und klebten ein Bild oder Foto des Tages auf – daraus ist ein kleines Büchlein entstanden (siehe Foto). Andere Familien haben das Wetter oder die Corona-Statistik dokumentiert, gezeichnet und Berichte ausgeschnitten. Covid-Patienten haben über den Krankheitsverlauf geschrieben. So ein Tagebuch kann helfen, sich später zu erinnern. Es ist eine kreative Form der Beschäftigung. Es kann zum Fixpunkt im Alltag werden und gibt Struktur. Tagebuch zu schreiben, ist einfach die Urform und gleichzeitig eine besonders wertvolle Form des biografischen Schreibens.

2. Sprücheklopfer und Wortspielereien

 Denk positiv, bleib negativ. Diesen Spruch gab es 2019 noch nicht. Auch endete nicht jedes Mail und jede Begegnung mit: „Gsund bleiben!“ oder „Bleiben Sie gesund!“ Und wann habt ihr vor dieser Pandemie jemanden gefragt, ob er/sie noch Klopapier im Haus hat? Sprüche und neue Wörter wie Coronaparty, Lockdown, Distance Learning, Aerosole, Mund-Nasen-Schutz oder 7-Tage-Inzidenz sind heute Teil unseres Alltags. Vor zwei Jahren kannte das niemand – und manches verschwindet sicher schnell wieder.

Schreibwerkstatt süß-sauer: Sprücheklopfer

Stellt sich die Frage: Welche Corona-Sprüche und Wörter möchten wir bewahren? Ihr könntet dafür ein Corona-Lexikon anlegen und alle neuen Wortkreationen, die euch gefallen, aufschreiben.

Und noch eine biografische Schreibidee: Welche Sprüche und Wörter aus eurer Kindheit kennt ihr, die heute gar nicht mehr benutzt werden. Zum Beispiel: Sieh nicht so viel fern, sonst bekommst du viereckige Augen. Gummihüpfen. Karottenhose. Waldsterben. Popper.
Schreibt doch auf, was euch dazu einfällt – und zeigt die Wörter und Sprüche euren Kindern oder Enkeln! Oder vergleicht eure Liste mit Freundinnen und Freunden aus derselben Generation. Das kann eine lustige und nostalgische Zeitreise werden.

3. Endlich Zeit fürs Schreiben

Ausmisten, die Wohnung durchputzen, den Garten umgraben, ein Instrument oder eine Fremdsprache lernen oder mit dem Schreiben beginnen. So manch einer hat im vergangenen Jahr mehr Zeit als sonst gehabt (andere dagegen viel weniger, das ist mir klar!), und diese genutzt, um etwas Neues anzufangen. Beim Schreiben zeigt sich, dass Erinnerungen an das eigene Leben ein besonders guter Einstieg sind, um in den berühmten Schreibfluss zu kommen. Und auch wenn man das nicht vorhat, landet man als Schreiber*in sehr oft bei sich selbst. Kein Wunder, dass Schreib-Bücher (wie dieses: Schreiblust-Buch von Petra Teufl) und auch Biografie-Frage-Bücher (wie dieses: Oma, erzähl mal, Elma van Vliet) mittlerweile meterweise Regale in den Buchhandlungen füllen. Wer danach sucht, findet schnell – und hat die Qual der Wahl.

Schreibwerkstatt süß-sauer: Automatisches Schreiben

Die Bücher geben Impulse und liefern Ideen fürs Schreiben. Es kann aber auch genügen, sich einfach hinzusetzen und draufloszuschreiben. 10 Minuten, ohne abzusetzen, einfach immer weiterschreiben. Diese Technik nennt man Automatisches Schreiben. Sie hilft, Gedanken und Erinnerungen ans Tageslicht zu holen. Probiert es doch einfach aus!

4. Biografieprojekte verwirklichen

Biografisches Schreiben kann so vieles sein: vom Gekritzel auf dem Kalender über ein Tagebuch bis hin zum Biografieprojekt. Vielleicht hat uns die Pandemie gezeigt, worauf es in unserem Leben ankommt? Vielleicht spüren wir, wie schnell sich alles ändern kann? Oder wie vergänglich alles ist? Lauter gute Gründe, um seine Lebensgeschichte aufzuschreiben, zu bewahren und an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben. Ein Biografieprojekt beginnt mit dem ersten Schritt: mit einer Geschichte, die man aufschreibt, mit dem Sammeln der Daten, dem Sichten der Fotos oder mit der Suche eines Profis, der die Arbeit übernimmt (hier gibt’s mehr darüber!

Schreibwerkstatt süß-sauer: Mein Leben als Museum

Eine gute Übung aus der Schreibwerkstatt ist folgende: Stellt euch vor, das eigene Leben ist ein Museum. Wo befindet sich das Museum? Was würde man sehen (Bilder, Gegenstände, Landschaften …). Wie ist es aufgebaut? Wie ist die Stimmung in dem Museum? Wie lautet der Name des Museums? Wer soll es besuchen?

Beschreibt das Museum eures Lebens so anschaulich wie möglich – und nehmt euch dafür ruhig ein bisschen Zeit.

5. Online-Schreibworkshop

Das Leben gibt uns Saures und dennoch findet man auch inmitten einer Pandemie süße Momente. Am ersten Abend des Online-Schreib-Kurses „Leben süß-sauer“ beschäftigen wir uns mit dem vergangenen Jahr. Wie war das, als der erste Lockdown verkündet wurde? Verblassen die Erinnerungen bereits? Was möchten wir ins Leben und in den Alltag nach der Pandemie mitnehmen? Mit den Methoden des biografischen Schreibens holen wir aufs Blatt Papier, was wir festhalten möchten. 

 

Mehr über mich, meine Leben und meinen Werdegang findet ihr hier!

Ich bin aber auch sehr neugierig. Was fasziniert euch am Schreiben? Habt ihr das biografische Schreiben schon ausprobiert? Was sind die süß-sauren Momente in eurem Leben? Und wer weiß ein gutes Rezept für Ribiselkuchen? 😉

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