Ordnen, erklären, weitergeben: 10 Gründe, seine eigene Biografie zu schreiben

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Endlich meine eigene Biografie!
  • Lesedauer:7 min Lesezeit

Ein Blogartikel mit natürlicher Intelligenz 😉

Es ist jedes Mal wieder ein erstes Mal. Nach rund 15 verfassten Biografien  kann ich sagen: Keine Biografiearbeit gleicht der anderen, was eigentlich ganz logisch ist. Jeder Mensch ist anders und geht auch an Themen, Projekte, Aufgaben ganz unterschiedlich heran. Es gibt außerdem viele verschiedene Gründe, seine eigene Lebensgeschichte aufzuschreiben – 10 davon möchte ich euch hier präsentieren. Vielleicht findet der eine oder die andere darunter ein Motiv, das passt.

ChatGPT (also die künstliche Intelligenz) hat auf meine Frage „Warum soll man seine eigene Biografie schreiben“ übrigens zuerst 5 und auf Nachfrage auch 10 Gründe ausgespuckt, die sich teilweise mit meinen Überlegungen decken – oberflächlich gesehen. Manches davon klingt auch absurd und lebensfremd, also: Kein Vergleich mit meinem Text. Das beruhigt mich 😉und motiviert mich, weiterhin Blogartikel selbst zu schreiben.

Wer schreibt, der bleibt!

1. Schreiben. Viele Menschen drücken sich gern mit Worten aus. Mit dem Aufschreiben der eigenen Lebensgeschichte könnt ihr euch in diesem Bereich maximal verwirklichen. Beim Schreiben werden außerdem Erinnerungen wachgeküsst. Auch wenn manche anfangs denken: Ich weiß gar nicht mehr so viel! Mit der Zeit füllen sich die Seiten und der Schreibfluss wird zum reißenden Strom. Dafür braucht es keine überbordende Fantasie. Die eigene Geschichte, Anekdoten und Gedanken sind Stoff genug und eine echte Quelle der Inspiration. Schreiben könnt ihr auch trainieren: durch Schreiben. Eine durchaus erwünschte Nebenwirkung!

2. Weitergeben. Die meisten meiner „Biograflinge“ (so nenne ich liebevoll meine Biografie-Kund:innen) haben das Bedürfnis, ihre Erfahrungen und Erinnerungen an die Nachkommen weiterzugeben. Wer schreibt, der bleibt! Der Psychoanalytiker Erik Erikson beschreibt das als Phase der Generativität, in der man Sinn daraus zieht, etwas für die Nachkommen zu hinterlassen und seine Erfahrungen zu übertragen. Umgekehrt hängen die Enkelkinder an den Lippen der Großeltern, wenn diese Geschichten von früher erzählen.

3. Draufschauen. Beim Verfassen der eigenen Biografie bekommt man – vielleicht erstmals im Leben – einen Blick auf das Ganze. Davor haben die meisten zwar einzelne Anekdoten erzählt oder auch aufgeschrieben, aber nie die Vogelperspektive auf das Lebenswerk eingenommen. Einer meiner Biograflinge schreibt in seinem Vorwort: „Mir wurde bei dieser Arbeit bewusst, wie sehr mich meine Geschichte geprägt hat. Ich sehe den roten Faden von meiner Kindheit bis heute.“

4. (Er)klären. „Meine Kinder wissen gar nicht alles von mir. Sie werden staunen, wenn sie das hier lesen“, sagt einer der Biograflinge. Mit dem Aufschreiben der Lebensgeschichte lässt sich manches erklären, was nicht ausgesprochen werden konnte, weil man nicht wollte, weil keine Zeit dafür war oder auch kein Interesse bestanden hat. Im Buch ist alles festgehalten und kann dann konsumiert werden, wenn die Zeit dafür reif ist.

5. Nachgeben. Oma, schreib endlich auf, was du erlebt hast! Opa, wo sind die Fotos aus deiner Kindheit? Für manche ist der Beginn der Biografiearbeit das Ende des Drängens der Nachkommen. Sie geben dem Wunsch nach, die Geschichten nicht nur zu erzählen, sondern diese auch festzuhalten. 

Ein Geschenk für sich und die Familie

Ein Haus, ein Baum und ein Buch

6. Schenken. Ein runder Geburtstag oder der Start in die Pension – Biografien sind Geschenke. Für den Schreibenden oder die Schreibende selbst und natürlich für die Kinder und Enkelkinder. Bei der Feier wird das Buch überreicht und es kann daraus vorgelesen werden. Es vermittelt Wertschätzung für 70, 80, 90 Jahre gelebtes Leben.

7. Habenwollen. Ein Spruch sagt, dass jede(r) ein Haus bauen, einen Baum pflanzen und ein Buch schreiben sollte. Zu den ersten beiden Lebenszielen kann ich nichts beitragen. Ich helfe aber gern, die eigene Biografie in Buchform herauszubringen.

8. Ordnen. Schachteln mit Fotos, Mappen voll mit Dokumenten und Zeitungsausschnitten, Briefe, handgeschriebene Textfragmente auf Papier und vieles mehr … die Zutaten für ein Biografie-Buch befinden sich meist an verschiedenen Orten. Ungeordnet bis chaotisch. Ein Biografieprojekt kann helfen, Ordnung in die Unterlagen und auch in die eigenen Erinnerungen und Gedanken zu bringen. Stimmt die Jahreszahl, die ich im Kopf habe? Wer sind die Personen auf den Fotos? Die Arbeit am Buch wirft Fragen auf und die Suche nach Antworten beginnt. Ziel ist es, in der Biografie schlussendlich alle Informationen, Erinnerungen und Daten zusammenzuführen. Manche werfen dann auch alles andere weg und bewahren nur noch dieses eine Buch auf.

9. Beschäftigen. „Oh, heute kommt wieder die Biografin!“ Viele meiner Kund:innen freuen sich auf meinen Besuch. In mehreren Interviewrunden lasse ich mir die Lebensgeschichte bis ins letzte Detail erzählen. Die Gespräche sind spannend, oft auch lustig und voll von Wertschätzung. Das hat schon den einen oder anderen vor dem Pensionsschock gerettet. Für sehr betagte Biograflinge, die nicht mehr mobil sind, ist es auch eine erfreuliche Abwechslung im Alltag.

10. Erinnern. Die Angst, etwas zu vergessen, ist groß. Deshalb äußern viele den dringenden Wunsch, die Erinnerungen festzuhalten, solange sie noch da sind. Besonders für die jüngere Generation, die mich beauftragt, die Biografie ihrer Eltern oder Großeltern aufzuschreiben, ist das ein häufiges Motiv. „Wenn mein Opa einmal nicht mehr da ist, sind auch alle Geschichten verloren“, sagen sie. Mit dem Aufschreiben der Lebensgeschichte und all der Erinnerungen, die noch da sind, kann ich diese Sorgen entkräften.

Im Club schreibt es sich leichter

Bleibt noch die Frage: Selbst schreiben oder schreiben lassen? 
Im Club der lebenslustigen Biograf:innen begleite ich derzeit 7 motivierte Frauen bei ihren Biografie- und Schreibprojekten. Ich gebe mein Wissen und meine Erfahrungen weiter und rege zum Schreiben an. Was aber besonders wertvoll ist: Der Austausch der Schriftstellerinnen untereinander. Die zweite Runde des Clubs startet im Herbst 2023.

Clubabend im Cafè freudig in Linz

Mehr über mich, meine Leben und meinen Werdegang findet ihr hier!

Ich bin aber auch sehr neugierig. Was fasziniert euch am Schreiben? Habt ihr das biografische Schreiben schon ausprobiert? Was sind die süß-sauren Momente in eurem Leben? Und wer weiß ein gutes Rezept für Ribiselkuchen? 😉

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Ihr Beitrag war nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam. Ich freue mich darauf, was Sie als nächstes schreiben!

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